Gedenkort Viehauktionshalle, Weimar
Am 9./10.05. und am 19.09.1942 nutzte die Gestapo die Viehauktionshalle als Sammellager zur Deportation der jüdischen Bewohner Thüringens. 877 Menschen mussten von dort die Reise in die nationalsozialistischen Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager antreten, wo die meisten von ihnen ums Leben kamen. Zeugnisse der Geschichte liegen verdeckt in der Fläche, die massenhafte Tragik menschlicher Schicksale ist nicht ablesbar. Mit dem Entfernen der Spontanvegetation auf den zur Deportation genutzten Gleisen wird der Blick zum ehemaligen Güterbahnhof frei. Gleichzeitig wird die Fläche der 2015 durch einen Brand zerstörten Viehauktionshalle durch einen ‚ruderalen‘ Baumhain besetzt. Der Ort wird über ein minimales Wege- und Informationssystem im Stadtraum eingebunden. Als narrative Linie erschließt der Besucherweg das gesamte Gelände. Drei an den Weg angelagerte Orte der Information vermitteln verschiedene Aspekte der Geschichte. In Reaktion auf ihre unwürdige Behandlung ist es ein Anliegen des Entwurfs, jedem der 877 Opfer individuell Beachtung zu schenken und Raum zu geben. Jedes der Opfer wird über eine Gedenkstele in der Fläche präsent. Diese ist beschriftet mit dem Namen, dem Herkunftsort sowie dem Geburts- und Sterbedatum und -ort. Entsprechend der Familien- und Ortszugehörigkeit der Menschen stehen die schmalen Metallstelen in kleinen Gruppen über das Gelände verteilt. Einzeln und aus der Ferne kaum sichtbar, werden die Stelen in Ihrer Dichte und Anzahl sichtbar. Erst beim Herantreten gibt eine Gravur auf Augenhöhe die Namen und Lebensgeschichten preis.